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Der Raum zwischen den Tönen - III

„hier ist das tiefste geheimnis, das niemand kennt
(hier ist die wurzel der wurzel und die knospe der knospe
und der himmel der himmel eines baumes namens leben,
der höher wächst als die seele hoffen oder der verstand verbergen kann)
und das ist das wunder der sternenferne
ich trage dein herz (ich trage es in meinem herzen)“

“[i carry your heart with me (i carry it in]”– E. E. Cummings

i carry your heart(i carry it in my heart)

Die vielen Nachrichten von Ihnen, die mich nach dem ersten „Raum zwischen den Noten“ des Jahres erreichten, haben mich unglaublich gefreut.

Unsere Kommunikation gibt mir Hoffnung, Kraft und Mut für die Zukunft. Die Zeit ist für uns alle nicht einfach. Die Verbindung zu Familie, Freunden, Kollegen und Mitstreitern gibt mir ein Gefühl der Nähe, nach dem sich momentan so viele Menschen sehnen.

Augenblicklich bin ich dankbar, geradezu zuversichtlich – im Einklang mit mir selbst und mit einer klareren Vision dessen, was Musik meiner Ansicht nach sein sollte. Ich habe über die letzten Monate viel gelernt, und lerne immer mehr.

Doch konträr zu dieser ruhigen Gelassenheit nagt grosser Ärger an mir. Das Gedicht von E. E. Cummings beschreibt einige meiner Beweggründe, zum redensartlichen Stift zu greifen und wieder Briefe und Essays zu schreiben. Meine Rückkehr zur altmodischen E-Mail (und in manchen Fällen gar zu Papier, Stift und einer Briefmarke), um wieder mit Ihnen in Kontakt zu treten, ist meine Antwort auf meine Sprachlosigkeit auf Facebook. Wortwörtlich. Die Tage zwischenmenschlicher Verbindung liegen lange zurück... Und damit meine ich nicht Corona. Ich denke dabei vielmehr an die sozialen Medien – die andere Sache, die von unserem Leben und der ganzen Welt Besitz ergriffen hat, und das schon vor vielen Jahren.

Unveröffentlicht durch Facebook

Gwendolyn Ysaye Maximilian Lederer Capture One Session0085 1 Capture One Session0085 1 Gwendolyn Masin

Dies ist das letzte Bild, das auf meiner beruflichen Facebook-Seite zu sehen war, bevor der Gigant im Silicon Valley meine Seite ganz einfach gesperrt und vom Netz genommen hat. Nach einer siebenjährigen Hassliebe wurde ich mit einem Schlag hinausgekickt und abserviert – gesperrt und entfernt!

Als ob das noch nicht genug wäre, musste ich auch noch feststellen, dass ich von einem Automaten blockiert worden war. Für diejenigen, die nicht wissen, was damit gemeint ist: Es handelt sich um eine automatische Codezeile, die meine Seite abgeschaltet hat. Nicht etwa ein menschliches Wesen wie ein Mitarbeiter von Facebook, der eine Entscheidung getroffen und meine Seite ins virtuelle Nirwana befördert hat. Nein! Ein digitaler Code hat die Verbindung zwischen mir und einem Publikum aus über 5.500 Menschen gekappt – ein Publikum, das ich über Jahre aufgebaut, mit dem ich kommuniziert und Neuigkeiten, Geschichten und Musik geteilt habe. Einfach Cut – auf einmal, mit einem Wimpernschlag. Der Grund für diese „temporäre Sperre“ – die bereits zwei Monate dauert, ZWEI MONATE!!! – ist völlig unklar. Erfahren Sie mehr darüber in meinem Artikel.

In den vergangenen 15 Monaten habe ich gelernt, den Unterschied zwischen regelmässigen Posts in sozialen Medien und echten, persönlichen Gesprächen von Angesicht zu Angesicht schätzen zu lernen, auch wenn die einzige Verbindung, die wir zueinander hatten, eine digitale war. Dennoch: Wie schön war es, Ihnen so nahe zu sein! Ich bin so froh, dass es Sie gibt!

Ich möchte mehr darüber wissen, ob Sie den Code geknackt und die sozialen Medien längst hinter sich gelassen haben und darüber, wie Sie zu den digitalen Möglichkeiten stehen, die wir zur Verfügung haben. Teilen Sie gerne meine Essays, diesen Newsletter oder meine anderen Kanäle in den sozialen Medien.

Und für alle, die sich nach mehr Musik sehnen: Seit kurzem sind GAIA-Tickets in limitierter Menge verfügbar (aufgrund von Corona-Auflagen). Besuchen Sie die GAIA Website und sichern Sie sich Ihren Platz. Endlich können wir Beethovens Geburtstag feiern – ein Jahr zu spät, aber besser spät als nie, – dessen Vermächtnis wir in unseren Herzen tragen. Musik wird uns immer verbinden.

Herzliche Grüsse,

Ihre/Eure

Gwendolyn

Bild: Maximilian Lederer