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Rehearsing with Finghin Collins at the National Concert Hall Gwendolyn Masin

Der Raum zwischen den Tönen - VII –
Über Dublin, Auftritte, Lernen, Frauen in der Musik, und vieles mehr

Es war eine grosse Freude und ein Privileg, nach zwei Jahren Zwangspause die National Concert Hall wieder zu betreten.

Als ich mich mit Finghin Collins, mit dem ich 2018 den Internationalen Meisterkurs der National Concert Hall (NCH IMC) ins Leben gerufen habe, auf den Stufen vor dem Gebäude traf, war uns sogar das sonst so wechselhafte Wetter gewogen. Ich würde gerne berichten, dass sich der Himmel aufriss und ein wohlmeinender Sonnenstrahl unseren Weg beleuchtete, aber ich möchte nicht zu sehr übertreiben. Die Wahrheit ist: Alleine dort zu stehen und zu wissen, dass wir gleich im Kevin Barry-Saal eine musikalische Führung durch die monumentale Sonate für Violine und Klavier von Debussy geben würden, fühlte sich aussergewöhnlich und vertraut zugleich an. Und mir wurde klar: Ich war zu Hause angekommen.

Auf der Bühne zu Hause

Wiedervereinigung mit meinen Eltern nach mehr als einem Jahr Gwendolyn Masin Wiedervereinigung mit meinen Eltern nach mehr als einem Jahr

Was bedeutet „zu Hause“ für Sie? Wenn ich über die National Concert Hall sage, ich fühle mich in ihr zu Hause, dann ist es der vertraute weiche graue Stein unter meinen Füssen, wenn ich die Vordertreppe hinaufgehe und die Glastüren am Fronteingang mit ihren Messinggriffen vor mir sehe. Gespannte Erwartung gepaart mit einer gesunden Dosis Aufregung lässt mein Adrenalin steigen, und das nicht nur, weil ich daheim auf der grünen Insel bin, sondern weil ich gleich die Bühne betreten werde.

Irische Talente beim diesjährigen internationalen Meisterkurs in der National Concert Hall

21 06 30 IMC 1024x5122 Gwendolyn Masin

Der diesjährige NCH IMC war etwas zwischen einer Online- und einer Offline-Veranstaltung – zumindest für einige unserer Dozenten.

Zu unserem Workshop „Creative Improvisation in Contemporary Classical Music“ fanden sich einige der führenden Musiker Irlands für furiose 90 Musikminuten ein – Ronan Guilfoyle, Nick Roth, Kate Ellis und Cora Venus Lunny. Jeder Künstler brachte ein Füllhorn an musikalischer Erfahrung mit. Ich bin von ihnen allen ganz und gar hingerissen.

Erleben Sie das Ergebnis hier.

Erfahren Sie mehr über diese grossartigen Talente und hören Sie ihre Musik:
Ronan Guilfoyle spielt „Falling in Love with Love“.

Yurodny (mit Nick Roth, Cora Venus Lunny) spielt Taraf bei meinem GAIA Music Festival 2013 mit einem legendären Bass-Solo von Dave Redmond (Danke an Philipp Moll für das Ausleihen des Basses!)
Yurodny spielt Red Horo (mit Nick, Kate, Cora) Diese hervorragenden Musiker und Cembalist Miklos Lukacs werden gemeinsam mit mir 2023 im Berner Casino zu hören sein. Seien Sie dabei!
Cora beim Grand Social
Kate Ellis spielt Sondas von Niall Vallely
Yurodny spielt Crow‘s Hora beim GAIA Ich hatte die grosse Freude mitzuspielen.

Finghin Collins

Finghin und ich vor der National Concert Hall Gwendolyn Masin Finghin und ich vor der National Concert Hall

Als ich Finghin kennenlernte, waren wir beide etwa zehn Jahre alt und fingen gerade damit an, regelmässig bei Konzerten und Wettbewerben in Irland aufzutreten. Wir hatten vieles gemeinsam. Wir waren umgeben von liebevollen, uns unterstützenden Familien. Wir liebten beide das Musizieren und drückten unser Innerstes durch die Musik aus. Wir waren es gewohnt, viel alleine zu sein, damit wir uns auf das Üben konzentrieren konnten. Wir legten beide lange Strecken zurück, um zu Unterricht, Meisterkursen, Festivals und dergleichen zu gelangen. Im Gegensatz zu mir gelang es Finghin jedoch, immer und überall am Ball zu bleiben. In der Schule war er Klassenbester und wählte Fächer aus, an die sich auch die Fleissigsten von uns kaum herantrauten – wie etwa Latein oder Russisch! Er lernte ein zweites Instrument – Geige – und schaffte es, sie so zu beherrschen, wie es kaum jemandem, den ich kenne, mit seinem Zweitinstrument gelingt. Und trotz all der Disziplin und der Einsamkeit, die man angesichts seines Lebenslaufs oder der Vielzahl seiner Auftritte erwarten würde, hatte Finghin immer eine ausgesprochen gewinnende Persönlichkeit und erfreut sich eines grossen Freundeskreises. Doch viel mehr als das, was ich je zusätzlich zu seinem verdienten Renommee in der internationalen Musikszene noch über ihn sagen könnte, erzählen seine Auftritte und sein Spiel.

Hören Sie einen weiteren Höhepunkt seines jüngsten künstlerischen Schaffens.

Eine fantasievolle Geschichte über Liebe und Musik

Mit Finghin Collins bei der Vorbereitung unseres Debussy-Seminars Gwendolyn Masin Mit Finghin Collins bei der Vorbereitung unseres Debussy-Seminars

Finghin und ich hatten beide die Freude, die Perspektiven der Musiker auf Debussys Sonate live aus dem Kevin Barry-Saal zu präsentieren und dort auch selbst aufzutreten.

Mit einem Gruss nach Frankreich (wir haben dieses Jahr zwei Dozenten aus Frankreich: Gilles Apap und Marc Coppey) nahmen wir zwei grosse Sonaten des 20. Jahrhunderts von Debussy und Poulenc in unser Programm auf. Wir nannten unseren Auftritt „An Imaginary Tale of Love and Music“.

Kürzere Stücke verschiedener Komponisten von Saint-Saëns bis hin zu Tabakowa lieferten den Kontext für die Sonaten. Ein roter Faden zog sich durch alles durch: starke Frauen, denen entweder die Stücke gewidmet waren oder die sie erstmals aufgeführt oder zu ihnen inspiriert hatten, darunter Ginette Neveu, Jelly d‘Aranyi und Emma Bardac.

Hier können Sie das Konzert ansehen. Es ist nur einen Monat lang verfügbar.

Meisterklassen mit Finghin, Gilles Apap, Máté Szücs, Marc Coppey und mir

Als Abendunterhaltung für meine Söhne Gwendolyn Masin Als Abendunterhaltung für meine Söhne

Die herausragenden Dozenten des diesjährigen NCH IMC sind besonders hervorzuheben – nicht nur wegen ihrer ausgezeichneten internationalen Reputation, sondern auch wegen ihres Onlineunterrichts. Mit Ausnahme von Finghin, der in der NCH vor Ort sein konnte, unterrichteten die anderen von ihrem jeweiligen Standort aus online Teilnehmer aus Irland und vielen anderen Ländern. Auch eineinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie ist es immer noch eine Herausforderung, online zu unterrichten. Die Intensität und standhafte Aufmerksamkeit der Kamera bleibt erhalten. Finghin und ich danken Gilles, Máté und Marc für die Professionalität und Begeisterung, mit der sie auf die Teilnehmer eingegangen sind und ihre Gedanken mit ihnen geteilt haben.

Die Meisterkurse finden Sie unter folgenden Links:

Finghins Meisterklasse

Gilles’ Meisterklasse

Mátés Meisterklasse

Marcs Meisterklasse

Gwendolyns Meisterklasse

Workshop mit Zoë Conway

Eine der kostbarsten Besonderheiten Irlands ist seine traditionelle Musik. Und niemand verkörpert sie besser als Zoë Conway. In ihrem Workshop hat sie die Fiddle gezeigt, erklärt und gespielt und über die Geschichte der traditionellen irischen Musik, Improvisation, Songwriting und Technik gesprochen.

Hier können Sie den Workshop sehen.

Berufliche Weiterentwicklung mit Katie McGuinness

Für den diesjährigen NCH IMC wollten Finghin und ich das, was in einer Offline-Umgebung ein Meisterkurs wäre, der sich auf die Einführung internationaler Dozenten in Irland und einen klaren Schwerpunkt auf Kammermusik, Einzelunterricht und Konzerte mit Dozenten und Teilnehmern konzentriert, noch erweitern. Unserer Ansicht nach ist es wichtig, die Stärke der Inspiration, die in Irland bereits wächst und gedeiht, und den Reichtum verschiedener Musikstile, die einen Einfluss auf die klassische Musik haben und umgekehrt, hervorzuheben und die Bedeutung dessen, was jenseits der Bühne geschieht, zu unterstreichen.

Eine der Erfolgsgeschichten hat Katie McGuinness geschrieben. Während ihrer Promotion als Pianistin an der Royal Irish Academy of Music in Irland bei John O‘Connor war sie zwei Sommer lang für das Aspen Music Festival und das dortige Konservatorium in administrativen Funktionen tätig.

Als sich ihre Laufbahn mehr und mehr in Richtung Künstlermanagement verlagerte, nahm sie im September 2011 ein Angebot von Harrison Parrott Artist Management in London an. 2013 wurde sie zur Assistentin des Senior Vice President of Artistic Planning des Symphonieorchesters Pittsburgh ernannt und schon bald darauf zur Managerin des künstlerischen Betriebsbüros befördert. Seit 2017 ist Katie Direktorin des künstlerischen Betriebsbüros beim Indianapolis Symphony Orchestra. Seit 2021 ist sie Vizepräsidentin des künstlerischen Betriebs der Symphonie von Dallas.

Nachdem Katie bei ihrem kometenhaften Aufstieg nichts von ihrer grosszügigen, freundlichen, humorvollen und bescheidenen Natur eingebüsst hat, hielten wir sie für die perfekte Person, um sie nach ihrer Meinung über den aktuellen Stand der Aufführungspraxis in der klassischen Musik zu befragen. Was sollten Musiker für ihre Zukunft bedenken und was bedeutet es, als junge Frau in einer Position zu sein, in der positive Veränderungen in einem überwiegend männlich dominierten Bereich rasch vorangetrieben werden können?

Hier geht es zum Video.

Vielen Dank an unsere Sponsoren

Finghin Collins in unserem Proberaum Dank der Familie Breatnach Gwendolyn Masin Finghin Collins in unserem Proberaum Dank der Familie Breatnach

Ohne die engagierte Förderung und Unterstützung durch die National Concert Hall und unsere Sponsoren hätte der diesjährige IMC nicht stattfinden können. Nachdem die Eintrittsgelder ausblieben, musste das Budget radikal neu kalkuliert werden. Wir danken TJ O‘Connor und Michael Sheridan für ihre grosszügigen Zuwendungen und freuen uns darauf, den beiden, unseren Teilnehmern, den Dozenten und unserem Publikum 2022 wieder von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Drücken wir dafür alle die Daumen!

Ich freue mich auf Ihre Berichte und teile sie gerne mit anderen – entweder per E-Mail, in meinem Blog oder über die sozialen Medien.

Wenn Sie unseren Austausch dort forstsetzen oder über Ihre Erfahrungen berichten möchten, gehen Sie zu meiner Facebook-Seite.

Oder Sie schreiben mir eine Mail an: mail@gwendolynmasin.com.

Ihre/Eure

Gwendolyn