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Swissfundraising Praxis Referat (Lesezeit: 18 Minuten)

Es ist mir eine grosse Freude und Ehre, heute vor Ihnen reden zu dürfen. Ich bedanke mich für die Einladung! Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich eingeladen wurde, weil ich eine Musikerin bin, die einen eher eigenwilligen Weg gegangen ist; oder weil ich als jemand angesehen werde, der es geschafft hat, eine Karriere als Musikerin zu haben, ohne bettelarm, völlig verrückt oder beides gleichzeitig zu sein. Das ist vielleicht das, was erfolgreiche Fundraiser:innen und Künstler:innen gemeinsam haben.

Ein Grund dafür, dass mein Leben in der Musik so vielfältig ist, liegt darin, dass ich das schon sehr lange mache. Ich bin eine klassische Musikerin in der vierten Generation. Mit drei Jahren begann ich mit dem Klavierspiel, mit fünf Jahren mit der Geige. Mein erstes grosses öffentliches Konzert fand mit 6 Jahren in der Liszt-Ferenc-Musikakademie in Budapest statt, mein erstes Violinkonzert mit Orchester mit 7 Jahren.

Von klein auf hatte ich einen sehr geregelten Tagesablauf. Ich verbrachte ihn wie jedes andere Schulmädchen. Mit der Ausnahme, dass ich bis eine Stunde vor der Schule, während der Schule und nach der Schule zwei Stunden zu Hause übte. Ich genoss den fragwürdigen Ruf der Schülerin mit den meisten Abwesenheitstagen pro Jahr – und meine Mutter war berühmt für die besten Ausreden, warum ich nicht in der Schule war.
Aber es blieb ihr nichts andere übrig als erfinderisch zu sein, denn die Wahrheit war nach Ansicht der Schulbehörde nicht akzeptabel - ich war in Europa unterwegs, um aufzutreten oder Unterricht bei den besten Professorinnen und Professoren zu nehmen. Manchmal wird mir klar, dass die Art und Weise, wie die Schule mein Leben als Musikerin betrachtete, dem entspricht, wie Teile der Gesellschaft es sehen: als etwas Unbegreifliches, und nicht als das was es ist: ein Teil dessen, was eine vielseitige Gesellschaft ausmacht. Für diejenigen, die nichts über die Disziplin, die Entschlossenheit und das Engagement wissen, die mit der Arbeit eines Künstlers einhergehen, gelten wir sogar als faul.
Das eigentliche Geheimnis ist: Wenn die Gesellschaft Musik und Kunst als Teil ihres Ganzen sehen würde, hätten wir Fundraiser:innen vielleicht gar nichts mehr zu tun...

Während meines Studiums begann ich, mich mit multidisziplinären Projekten zu beschäftigen. Damals lernte ich zum ersten Mal etwas über Fundraising. Um Künstler:innen mit neuen Arbeiten zu beauftragen, sollte ich mich an den Arts Council of Ireland wenden – den Kunstausschuss des Landes, in dem ich meine erste Produktion auf die Bühne brachte: ein Musik-Theater-Literatur-Hybrid, den ich konzipierte und produzierte und in dem ich auch spielte. Er wurde in verschiedenen Theatern und Konzertsälen in Irland aufgeführt, unter anderem im Spiegeltent als Teil des Fringe Festivals in Dublin. Das Drehbuch und die Recherchen finanzierte das Arts Council of Ireland; die Musik, die Proben, die Künstlerhonorare, das Druckmaterial usw. kam durch den Kartenverkauf und Subventionen einiger kleinerer Organisationen wie dem Goethe-Institut in Dublin herein.

Als ich mein Musikstudium abschloss, hatte ich bereits 21 Jahre lang Geige gespielt, in denen ich bei Hunderten von Konzerten aufgetreten war. Obwohl (oder vielleicht weil) ich in der ganzen Welt auftrat, fühlte ich mich als Aussenseiterin. So beschloss ich eines Tages, in der WG-Küche eines Freundes nach Gemeinschaft zu suchen - und was wäre da besser geeignet als die Kammermusik?
Ich war 25 Jahre alt und gründete GAIA, zunächst mit einer Freundin.

Die ersten beiden Festivals waren bezeichnend für das, was auch später immer wieder kommen sollte - um GAIA auf die Beine zu stellen, arbeitete ich in jeder freien Minute, und zwar unentgeltlich. Natürlich habe ich diesen Impuls schon damals infrage gestellt - wenn meine Arbeit nichts kostet, ist sie dann überhaupt etwas wert? Und: Wenn es keine Stiftung gibt, die mich bei meiner kreativen Vorarbeit unterstützt, wie kann die Gesellschaft dann Innovationen in meinem Bereich erwarten?

Schon zu Beginn dieser Reise war mir klar, dass ich viel Arbeit, Zeit und Mühe würde investieren müssen, um weiterzukommen. Zu den unzähligen Arbeitstagen, die ich investierte, kamen schlaflose Nächte. Am Ende gelang es mir, 10.000 Euro zusammenzukratzen, um die ersten Ausgaben von GAIA zu bestreiten. Ich lud 12 Musikerinnen und Musiker ein und schaffte es irgendwie, sie davon zu überzeugen, dass ihnen 10-stündige Probentage während des Festivals wie Urlaub vorkommen würden, und dass ihre Gage der Auftritt in einem wunderschönen Teil der Welt sein würde. Damals kam mir das fast schon normal vor: Musikerinnen und Musiker, die schlecht oder gar nicht bezahlt werden, um ihren Beruf auszuüben. Ich glaube, der einzige Grund, aus dem das damals akzeptiert wurde, war der, dass sich Musiker:innen überall nach Gemeinschaft sehnen und dass vor allem Orchestermusiker, junge Musiker und ehrgeizige Musiker es lieben, sich auf Aufführungen vorzubereiten, die nicht alltäglich sind. Allerdings war und ist es inakzeptabel, sie nicht zu bezahlen - als Dank für ihr Vertrauen lud ich sie zu späteren GAIA-Festivals ein, bei denen sie dann auch tatsächlich ein Honorar erhielten. Aber die Kultur der klassischen Musik und die Art und Weise, wie die Gesellschaft die Kunst unterstützt oder wahrnimmt, hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht viel verändert. Erst letzte Woche habe ich mit einem meiner Studenten gesprochen, der ein neues Festival ins Leben rufen will, und vorhat seine Freunde zu bitten, kostenlos zu spielen, um die Idee auf den Weg zu bringen.

Rückblickend, mit dem Wissen und der Erfahrung, die ich heute im Fundraising habe, wird mir klar, wie naiv, amateurhaft und unerfahren ich war. Hätte ich statt Musik BWL studiert, wäre ich die Dinge anders angegangen. Ich hätte mir die Zeit genommen, mich hinzusetzen, meine Pläne zu skizzieren, Budgets zu erstellen, die Kulturlandschaft und die Fördereinrichtungen zu studieren. Und möglicherweise hätte ich ohne einen Mehrjahresvertrag gar nicht erst angefangen. Paradoxerweise kenne ich eine Reihe von Künstler:innen, die nicht einmal mehr versuchen, über Institutionen Geld zu beschaffen - die Anforderungen und Vorschriften sind zu grosse Hürden für sie, und die Gratisstunden die sie investieren um Anträge zu stellen, können sie sich nicht leisten. Aus meiner Perspektive weiss ich, dass der Unterschied zwischen meinem Gehirn, das Fundraising betreibt, und meinem Gehirn, das Beethoven spielt, immens ist.

In seinem zweiten Jahr wurde das Festival mit dem Göppinger Kulturpreis ausgezeichnet. GAIA hatte bei jedem Konzert volles Haus, und das einfach nur, weil es existierte. Wir hatten weder Geld für Marketing, noch waren wir in den sozialen Medien präsent. Wir hatten weder die Zeit noch die Mittel oder die Energie, unser Publikum persönlich per Post einzuladen. Ehrlich gesagt: Ich habe keine Ahnung, wie es sich herumsprach, aber es geschah.

Als GAIA in der Schweiz begann, hatte ich keine Ahnung, wie man an Stiftungen oder staatliche Stellen herantritt. Aber ich wusste, wie man an Unternehmen herantritt. Unser erstes Festival hatte ein Budget von etwa 100.000 Schweizer Franken für 5 Konzerte, 12 Musiker und ein professionelles Ton- und Aufnahmeteam. Als Naxos-Musikerin konnte ich mich auf meine bestehenden Partner in diesem Bereich verlassen.
Ich verbrachte 18 Monate mit der Vorbereitung des ersten GAIA-Musikfestivals in der Schweiz - ich erkundete Regionen und suchte nach geeigneten Veranstaltungsorten. Ich stellte ein Team von Freiwilligen zusammen und kuratierte das Programm. Ich lud Musikerinnen, Autoren und Künstlerinnen ein und aktivierte die Presse. Was ich in meiner Ahnungslosigkeit nicht recherchierte, war das Publikum.
Verwöhnt durch meine Erfahrungen mit GAIA in Deutschland und das Management für meine eigene Konzertkarriere, machte ich mir keinerlei Gedanken darüber, was das Publikum will oder wo es zu finden ist. Als wir also Thun und Bern als Kulisse für unser Vorhaben wählten, wussten wir nicht, dass wir in einem Teil der Welt gelandet waren, in dem klassische Musik nicht zum Alltag gehört.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich in einer Bubble gelebt - belohnt mit Applaus und Interesse.

Die Gründung eines Festivals hat das alles verändert. Jede Illusion, die ich hatte, ist verschwunden. Ich kenne nicht nur jeden Namen von jedem, der in irgendeiner Weise mit meinem Festival zu tun hat. Ich mache es mir auch zur Aufgabe, die Namen der Zuschauerinnen und Zuschauer zu kennen, insbesondere derer, die wiederkommen. Denn ich weiss jetzt, was es bedeutet, jeden einzelnen von ihnen in den Saal zu bekommen. Und ich weiss jetzt, dass klassische Musik NICHT etwas ist, das jeder versteht, das jeder kennt, geschweige denn mag! Das ist etwas, was ich in der sehr geschützten, abgeschirmten Welt, in der ich aufgewachsen bin, nie erfahren habe.
Ich bin mit einem intellektuellen Programm aufgewachsen, mit anspruchsvollen Stücken, mit der Erwartung, dass das Publikum den Stoff kennt, und mit der inhärenten Angst, dass es auch eine Meinung hat (die mir vielleicht nicht gefällt). Auch hier bedeutete die Leitung eines Festivals eine Kehrtwende. Eine ernüchternde Erfahrung.
Wenn ich Programme erstelle, hat alles einen Zweck, und vieles davon wird von einer Reihe von Kriterien umrahmt, darunter:
Ist es authentisch? Ist es relevant? Ist es emotional transformativ? Kann dieses Thema oder diese Konstellation von Stücken förderungswürdig sein? Sind alle Musiker damit einverstanden, die Stücke, die ich für sie ausgewählt habe, in der von mir zusammengestellten Formation zu spielen? Ich mache kein Programm, das um seiner selbst willen „angesagt“ ist - Sie werden mich nicht in einem Konzert zum Thema Klimawandel spielen sehen, zu dem ich mit dem Flugzeug geflogen bin, um dort aufzutreten.
Wenn ich ein Programm entwerfe, muss ich mir mein Publikum vorstellen, sowohl das bestehende als auch das, das ich mir wünsche. Das habe ich gelernt, als ich von 2018 bis 2023 eine Reihe fürs Casino Bern kuratierte, bei der es darum ging, über ein klassisches Musikpublikum hinauszugehen und andere Musikgenres und Kunstformen einzubeziehen.
Ich kann mir nicht mehr den Luxus erlauben, mir ein Traumprogramm auszudenken, sondern muss dafür sorgen, dass das Programm in allen Belangen funktioniert. Dennoch: Ich erstelle Programme nicht mit der Absicht, die Gunst eines Unternehmens zu gewinnen.

Die Rückschläge, die entstehen, wenn wir es uns nicht zur Aufgabe machen, eine starke Brücke zwischen Kunst und Gesellschaft zu schlagen, waren in jüngster Zeit für eine Reihe von Menschen sehr schwerwiegend.
2020 - Stichwort Pandemie. Im Bereich der Kunst waren die qualifiziertesten Künstler, je berühmter sie waren, umso stärker von der Pandemie betroffen. Freiberufler auf der ganzen Welt, die stolz darauf sind, ihren Lebensunterhalt allein mit Auftritten zu verdienen, spürten plötzlich ihre eigene Verletzlichkeit - nicht nur, weil sie jahrelang nicht bezahlt wurden. Nicht nur, weil sie keinen Beifall bekamen. Nicht nur, weil sie ihre Liebe zur Musik nicht mehr öffentlich ausüben konnten. Nein - was die Künstler spürten, war das Fehlen eines Zusammenlebens, einer Gemeinschaft, einer Lobby. Sie waren in Schwierigkeiten, weil sie nie über jemanden ausserhalb ihres eigenen kleinen Ökosystems nachgedacht hatten.

Die Pandemie hat viele Dinge für viele Menschen verändert. Aber mein Realitätswandel kam vor der Pandemie. 2019, als ich mit unserem Sohn schwanger war. Mir wurde klar, dass ich einen Weg finden musste, meine Konzerte näher an meinen Wohnort zu bringen, und das bedeutete, dass ich nicht nur die Konzerte auf die Beine stellen, sondern auch die Zuhörer mobilisieren musste. Dafür ein Netzwerk aufzubauen, traute ich mir nicht zu. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens damit verbracht, mich nach einem Auftritt hinter der Bühne zu verstecken, in der privilegierten Position, dass die Menschen zu mir kamen. Erst als ich mit GAIA anfing, wurde mir klar, dass ich rausgehen und Hände schütteln, mir Namen merken und über meinen schüchternen Schatten springen musste, wenn ich etwas über Menschen erfahren wollte. Das erste Mal, dass ich mit einem Publikum sprach, war bei GAIA.

Als ich Mutter wurde, warf dies viele Fragen auf, unter anderem: Wie kann ich mein Publikum beibehalten, wenn ich nicht mehr in die Welt hinausgehen kann, um es zu treffen, zumindest nicht in den ersten Lebensjahren unseres Kindes? Ich beschloss, die Situation umzukehren.
Ich würde mir einen eigenen Freundeskreis aufbauen. Und anstatt mich auf einen Vermittler wie einen Manager, ein Label oder eine Internetplattform zu verlassen, würde ich nicht nur den Freundeskreis verwalten, sondern jedem Sponsor und jeder Sponsorin genau zeigen, wo ihr Geld hingeht, indem ich ihnen einen Überblick über unsere Veranstaltungen gebe und zu jeder davon einlade. Ich würde die Sponsoren untereinander bekanntmachen. Vorbei waren die Zeiten der einsamen Kunstliebhaber:innen, die in ihren vier Wänden festsassen und ihre Lieblings-Bruckner-Aufnahmen auf Vinyl hörten! Vorbei die Schar der Konzertbesucher, die alle mindestens eine Gemeinsamkeit haben, aber zu schüchtern sind, um miteinander zu reden! Adieu den albernen Warteschlangen hinter der Bühne, um die Lieblingsstars zu treffen und zu begrüssen, nur um ein Lächeln aus der Ferne und kein persönliches Gespräch zu bekommen. Willkommen in Gwendolyn's Bridge Club! Das bevorzugte soziales Netzwerk anspruchsvoller Musik- und Kunstliebhaberinnen und -liebhaber.

Die Prämisse ist einfach: Künstler:innen und Musiker:innen können GBC nutzen, um eine eigene Show zu präsentieren und dabei auf meine Infrastruktur zugreifen und sie für sich nutzen. Die Gäste können einen beliebigen Betrag spenden – und werden so zu Mitgliedern eines Clubs, der die Kunst demokratisiert. Wenn ich Veranstaltungen mache, werden Eintrittsgelder erhoben, um die kleinen Salonabende oder vielfältigen Minifestivals zu finanzieren. Wir treten mehrmals im Jahr mit den Gönnerinen und Gönnern in Kontakt - und senden Ihnen allen persönliche Post. Im ersten Jahr konnten wir so 70 einzelne Spenden sammeln.

GBC fördert junge Künstler und Musikerinnen, ebenso wie etablierte, wir unterstützen neue, aber auch einfach gute Ideen. Wenn wir ein Event machen, ist es vollgepackt mit Details und wir bemühen uns das Publikum miteinander in Kontakt zu bringen – ein Zeichen nicht nur für eine gute Kunstveranstaltung, sondern auch für einen guten Gastgeber.
Wenn ich Sponsorinnen, Spender, Institutionen, Stiftungen anspreche, glaube ich nicht, dass Kunst ein Produkt ist. Kunst ist kein Produkt. Kunst ist ein Prozess ...

Ich will ehrlich sein - das Geld zu beschaffen, das das Festival Jahr für Jahr braucht, ist ein Kraftakt und bedeutet eine Menge Arbeit. Ich hätte dem Team von GAIA das Leben sehr viel einfacher machen können, wenn ich das Geld angenommen hätte, das uns unter anderem Konzerne wie Philipp Morris oder RUAG angeboten haben.
Ich sehe es jedoch als unsere berufliche Verpflichtung an, grosses Geld auf Herz und Nieren zu prüfen. Viel wichtiger als Geld ist Ehrlichkeit. Viel wichtiger als wirtschaftliche Sicherheit sind menschliche Beziehungen. Wählen Sie gut aus, von wem Sie Geld annehmen.

Und wenn Sie Glück haben, können Sie sich aussuchen, mit wem Sie arbeiten. Ich umgebe mich mit Menschen, die ich bewundere, die mich herausfordern, die mich zum Lachen bringen, die Gemeinschaft schaffen und neue Perspektiven bieten. Das ist ein Teil dessen, was GAIA zu meinem zweiten Zuhause macht.

Im Jahr 2026 wird GAIA sein 20-jähriges Bestehen feiern. Es hat sich von einem Festival mit 12 Musikern, die für 6 Probentage und 5 Konzerte zusammenkamen, zu einem Festival mit durchschnittlich 30 Musikern entwickelt, die sich für 9 Probentage und 17 Veranstaltungen versammeln. Unser Budget hat sich verdoppelt. Unsere Unternehmenssponsoren sind gekommen und gegangen - aber mindestens vier von ihnen sind von Beginn an dabei und tragen immer noch ein Fünftel unseres Budgets. Die Stiftungen, die uns anfangs unterstützt haben, unterstützen uns bis heute. Wir haben über 200 Musikerinnen und Musiker und 25 Künstlerinnen und Künstler bei unserem Festival begrüsst, über 600 Werke von mehr als 400 Komponistinnen und Komponisten aufgeführt und mehr als 60 Stücke uraufgeführt. Fast 100 Konzerte und Konzertmitschnitte wurden auf SRF Kultur und Streaming-Diensten weltweit veröffentlicht. Wir haben 8 spartenübergreifende Produktionen realisiert, davon 6 mit Schweizer und deutschen Literaturpreisträger:innen. Wir waren das erste Festival am Thunersee, das den Karneval der Tiere mit Zirkusartisten, zeitgenössischen Tänzern und Publikumsbeteiligung präsentiert hat. Und das erste, das Schweizer Erstaufführungen von Werken von Eugène Ysaÿe, Dobrinka Tabakova, Rebecca Clarke und erstaunlicherweise auch von Benjamin Britten und Robert Schumann gespielt hat. Wir sind zu einem Festival geworden, das Fragen stellt, musikalische Experimente schafft, auf höchsten musikalischen Standards besteht und zu den fünf besten Klassikfestivals der Schweiz ernannt wurde.

Und ich? Was habe ich gelernt? Ich habe etwas über meinen eigenen Horizont gelernt; ich habe gelernt, dass Naivität Idealismus sein kann und dass Idealismus ein Wort ist, über das sich nur zynische oder korrupte Menschen lustig machen. Ich habe gelernt, wie man Spenden sammelt, wie man auf Menschen zugeht, wie man inspiriert und wie man inspiriert wird. Ich habe gelernt, dass jeder Anlass eine Gelegenheit zum Fundraising und Netzwerken sein kann.

Vielleicht sogar heute.