Der Raum zwischen den Tönen – XLVII

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«Gute Musik erkennen wir instinktiv, und irgendwie wissen wir auch, was wirklich gut ist. Wenn ich in Schulen auf dem Land spielte, wo die Kinder zuvor noch nie in ihrem Leben einen Musiker aus Fleisch und Blut gehört hatten, lauschten sie erstklassigen Stücken aufmerksam. Aber spielte ich einmal zweitklassige Stücke – nur als Experiment – zappelten sie herum und sahen aus dem Fenster.» – Jascha Heifetz

Kaum jemand spielte die Geige wie Jascha Heifetz. Zu seinen Lebzeiten setzte er neue Massstäbe für die Beherrschung der Violine. Seine Noblesse lebt weiter in seinen Aufnahmen, die nach wie vor bedeutende Referenzen sind und die mit Sorgfalt und Ehrfurcht digitalisiert wurden. Dennoch war die Aufführung seiner denkwürdigen Aufnahme der «Chaconne» von Tomaso Antonio Vitali aus den 1950er Jahren lange Zeit ausschliesslich den besonders geneigten Hörern und Hörerinnen klassischer Musik bekannt. Oder Geigen-Nerds. Mein Vater und ich sind Letzteres. Mein Vater, selbst ein versierter Geiger, spielte mir die Aufnahme vor, als ich noch ein Kind war und gerade damit anfing, das Stück zu lernen.
Umso mehr freuen die Organistin Francesca Ajossa und ich uns über die Veröffentlichung unserer Interpretation von Vitalis «Chaconne» – unsere Reminiszenz an diesen Meilenstein aus den 1950er Jahren.

Gwendolyn Masin Plays Vitali's Chaconne

Die Aufnahme entstand im Orgelpark von Amsterdam – einem Mekka für Organistinnen und Organisten, stehen dort doch mindestens neun phänomenale Ausführungen des Instruments. Für unsere Version der «Chaconne» entschieden wir uns für die Sauer-Orgel.
Die Aufnahme erwies sich als durchaus schwierig. Die Orgel hat eine eingebaute Zeitverzögerung – nicht nur zwischen dem Drücken der Tasten und dem Erklingen des Tons: Auch der Raum selbst hat einen starken Nachhall. So nahm die Herausforderung des Zusammenspiels völlig neue Ausmasse an.
Da die Partitur nicht für Orgel geschrieben wurde, entstammen die Effekte, die Sie hören, voll und ganz Francescas und meiner Interpretation des Stücks.

Die Aufnahme ist auf allen Streaming-Plattformen verfügbar. Hören Sie hinein.

Das offizielle Video hatte Premiere unter «Choir and Organ» im Gramophone Magazine und ist demnächst auf den einschlägigen Streaming-Plattformen verfügbar.

Eine vollständige Übersicht meiner Aufnahmen für Orchid Classics finden Sie hier.

Die weibliche Wieniawski

Gwendolyn Masin Plays Poldowski aka Wieniawski

Poldowski.
Wie bitte? – Was haben Sie gesagt?
Poldowski.

Poldowski war die begabte Tochter des berühmten Geigers Henryk Wienawski. Zur Welt kam Poldowski als Irene Regina Wieniawski. Ihr Leben verlief völlig anders als das von Jascha Heifetz und auch als das ihres Vaters. Auf ihren frechen, respektlosen, sagenhaften und sagenhaft schwierigen «Tango» stiess ich bei meiner Recherche des Stammbaums der Familie Wienawski (ihr Onkel, Henryks Bruder, war ein zu Lebzeiten bekannter Pianist). Die Dichte im kurzen und mitreissenden «Tango» ist greifbar. In geradezu atemberaubender Manier setzt sich Wienawskis Tochter über die Standards ihres Vaters hinweg und entwirft eine völlig neue Klanglandschaft für die Violine. Ich habe «Tango» als Teil meines «Legends»-Albums aufgenommen. Diese Woche und bis zum 23. Mai feiert das Stück seine Filmveröffentlichung auf der Website von «The Strad Magazine».
Danach wird die Aufnahme auf allen Streaming-Plattformen verfügbar sein.

Schauen Sie hinein.

GAIA: Nachlese

Gwendolyn Masin im Berner Kulturagenda mit Klassik befreit

Das 15. GAIA Musikfestival fand an 12 Tagen in Thun, am Thunersee, in Bern und als Gastspiel in Koblenz im Rahmen des Internationalen Musikfestivals Koblenz statt. Unter dem Titel «Mensch – Von mutiger Freiheit und befreitem Mut» feierte das Festival die Menschlichkeit, unsere Tragödien und Triumphe und vor allem unsere Zivilcourage.

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Lesen Sie hier zwei Presseartikel: Berner Kulturagenda und Der Bund.