Der Raum zwischen den Tönen - XXIV
*«Ich habe viele schöne Blumen, aber die Kinder sind die schönsten Blumen von allen.»
– Oscar Wilde, Der selbstsüchtige Riese
«Heutzutage scheren sich nur wenige Eltern um das, was ihnen ihre Kinder sagen. Der altmodische Respekt vor der Jugend stirbt ziemlich schnell aus.»
– Oscar Wilde, Hauptsache Ernst, Gwendolen, 1. Akt
«Ah! Das muss Tante Augusta sein. Nur Verwandte oder Gläubiger klingeln auf diese wagnerianische Art.»
– Oscar Wilde, Hauptsache Ernst, Algernon, 1. Akt
Beim diesjährigen Programm des GAIA-Musikfestivals dreht sich alles um Familie und um die Rollen ihrer einzelnen Mitglieder.
Auf die Idee für ein Festival zu diesem Thema kam ich 2017, als mich das Leben der Boulanger-Schwestern, ihre Musik und die Unterstützung der älteren Schwester für die jüngere immer mehr faszinierten. Ich begann, Komponistenfamilien unter die Lupe zu nehmen – die Bachs und Mozarts, Mendelssohns und Schumanns, Dvořáks und Suks. Ihre Geschichten stecken voller Versprechen und Brillanz, Erfolg und Scheitern, Patriotismus und Unabhängigkeit, harter Arbeit und dem Wunsch nach Anerkennung. Und natürlich kreisen sie um die Liebe.
Aus dem direkten Blickfeld verschwunden sind hingegen die Lebensläufe von Komponistinnen. Die Unsichtbarkeit ihrer Geschichten bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ist das Ergebnis der damaligen gesellschaftlichen Vorurteile und patriarchalischen Strukturen. Einige der Frauen, die sich dem System widersetzten, werden im diesjährigen Programm vorgestellt, darunter Clara Wieck, Kateřina Kolářová, Irène Wieniawska (alias Poldowski) und Fanny Mendelssohn.
Im 21. Jahrhundert sind ihre Geschichten nicht länger von ihren Ehemännern (Wieck oder Kolářová), Geschwistern (Fanny und Felix Mendelssohn) oder Vätern (Irène Wieniawskas Vater war Henryk Wieniawski) überschattet. Beim diesjährigen Festival ist die Musik dieser Frauen – und Männer – zu hören.
Um die Gefühle der Liebe vieler der in diesem Jahr vorgestellten Komponistinnen und Komponisten zu feiern, um sich als Familie zu vereinen und um Musik zu hören, die von Frauen und Männern im Laufe der Jahrhunderte geschrieben wurde, lade ich Sie herzlich zum diesjährigen GAIA Musikfestival vom 4. bis 8. Mai in Thun, am Thunersee und in Bern ein.
Das Konzertprogramm und die Möglichkeiten zur Buchung Ihrer Eintrittskarten finden Sie hier.
Als Einführung in die Einzelheiten meiner Programmauswahl für diese Ausgabe empfehle ich Ihnen die Lektüre meines Gesprächs mit Martina Hunziker von Der Bund/Berner Zeitung. Sie finden es hier.
Weitere Artikel im Zusammenhang mit dem diesjährigen Festival finden Sie hier.
Wir können es kaum erwarten, für Sie zu spielen, unsere Hoffnungen und Träume mit Ihnen zu teilen, Sie bei unseren sechs Konzerten zu treffen und mit Ihnen zu sprechen.
Bis bald!
Herzlichst,
Gwendolyn
*So entschlossen ich bei der Gestaltung des Programms für das Festival war, so wenig konnte ich mich für mein Lieblingszitat von Oscar Wilde entscheiden.