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Der Raum zwischen den Tönen - XXII

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«Das ist unsere Antwort auf Gewalt: intensiver, schöner und hingebungsvoller zu musizieren als je zuvor.» – Leonard Bernstein

Seit einem Monat wird die Ukraine von einer Macht angegriffen, die weitaus grösser und berechnender ist als sie selbst. Aber nicht nur das Land und seine Bevölkerung sind von diesem verachtenswerten Angriff betroffen. Wir alle erleben einen Angriff gegen die Menschlichkeit.

Das Geschehen bereitet mir schlaflose Nächte und Verzweiflung. Ich frage mich immer wieder: Was können wir tun? Wie können wir helfen? Wie können wir etwas verändern?
Als das Wort «Atomkrieg» zum ersten Mal in der Presse auftauchte, wurden bei mir sofort Kindheitserinnerungen wach, Bilder vom Krieg und ein überwältigendes Gefühl der Angst. Während ich mir die schlimmsten Szenarien ausmalte, ging mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf: Was für eine Schande, was für eine Verschwendung! All das Schöne, das Menschen geschaffen haben. All die Musik, Kunst und Literatur, der Reichtum an inspiriertem Wissen. Wie schrecklich, auch nur etwas davon zu verlieren.

Aus der Ukraine gibt es viele Geschichten von jungen Männern, die für ihre Einheiten Geige spielen, von Zivilistinnen, die in Bunkern für die Menschen um sie herum Bach erklingen lassen, von Männern und Frauen, die ihren Kindern vorlesen und trotz schlechter Lichtverhältnisse mit Stift und Papier kunstvolle Zeichnungen anfertigen.

Im Laufe der Jahrhunderte hat uns die Kunst immer wieder durch Zeiten der Dunkelheit getragen. Im Anhang zu meinem bereits veröffentlichten Artikel «On Honesty and Art» versuche ich zu entschlüsseln, wie die Kunst uns in verrückten Zeiten bei Verstand hält, sei es während einer Pandemie oder im schlimmsten Fall, einem Krieg. Lesen Sie den Artikel hier.

Schon immer war die Kunst ein Instrument gegen Aggressionen. Sie ist wie ein Kommentar zur Zeit, in der wir leben, eine gemeinsame Sprache, sie bringt uns zusammen und verbindet uns auf eine Art und Weise miteinander, die viel stärker ist als man nur mit Worten erklären kann. Man denke nur an das Gefühl, das entsteht, wenn viele Stimmen sich in einem Lied vereinen – das Gefühl der Individualität einerseits und der Grösse einer Gruppe von Menschen andererseits ist überwältigend.

Möge es uns durch diese schwere Zeit bringen.

Herzlichst
Gwendolyn

Was macht Gwendolyn's Bridge Club (GBC) eigentlich?

Tommaso Verlinghieri Gwendolyn Masin

Ihre finanzielle Unterstützung des GBC ermöglichte es dem GAIA Music Festival, Leonard Bernsteins «West Side Story» in einer Transkription für Violine und Saxophonquartett auf das Programm zu setzen, aufzunehmen und zu filmen. Die Live-Konzerte fanden 2019 statt; die Aufnahme wurde 2020 bei Orchid Records veröffentlicht und ist auf allen Streaming-Plattformen verfügbar. Nachdem die abendfüllende Vision von Steven Spielberg für einen Oscar nominiert ist, hier die Veröffentlichung des ersten von vier Kurzfilmen, die wir kürzlich produziert haben.

Während wir uns in die Proben für unsere nächste GBC-Veranstaltung am 7. April stürzen, möchte ich Ihnen die bemerkenswerte Geschichte eines Musikers erzählen, der dann auftreten wird. Tommaso Verlinghieri wurde im italienischen L'Aquila geboren. Im Jahr 2009, als er 14 Jahre alt war, wurde die Stadt von einem Erdbeben heimgesucht, das Tausende von Gebäuden beschädigte und etwa 1500 Einwohner verletzte. Tommasos Haus stürzte ein, sein geliebtes Cello lag fast zwei Monate lang unter Steinen. Als ich Tommaso nach seiner musikalischen Ausbildung fragte, sagte er schüchtern, dass in seinem Lebenslauf vier Jahre «fehlen». Mit einem Gefühl der Verlegenheit tat er diese Jahre als verloren ab, als eine Zeit, in der er kaum geübt hat. Auf meine Frage, was passiert sei, erklärte er: «Ich habe beim Wiederaufbau der Stadt geholfen».

In der bisweilen hochmütigen Welt der klassischen Musik, in der ein Tag ohne Übung gleichbedeutend mit Versagen ist, finde ich Tommasos Geschichte nahezu beschämend. Ein Teenager dient seiner Gemeinschaft und kehrt am Ende zu seinem Instrument zurück, um zu spielen. Was kann poetischer sein als das? Wen interessiert es schon, ob er seine Pflichten als Musiker gewissenhaft erfüllt hat, wenn er stattdessen als Mensch exponentiell gewachsen ist?

Wenn Sie für unsere nächste Veranstaltung am 7. April einen Platz am Tisch reservieren oder das detaillierte Programm lesen möchten, folgen Sie bitte diesem Link.

Konzerte in den Niederlanden

Hommage aan Herman Krebbers 1200x640 1 Gwendolyn Masin

Am 25. und 26. März trete ich zusammen mit der Pianistin Vera Kooper auf. Unser Programm «Hommage aan Herman Krebbers» ist mit Dankbarkeit meinem ehemaligen Lehrer gewidmet. Krebbers, der als «Paganini des Nordens» bekannt ist, war eine der führenden Persönlichkeiten der niederländischen Musikgeschichte. Er leitete das Concertgebouworkest, machte Aufnahmen für Philips und förderte Dutzende junger Talente, die zu professionellen Geiger:innen wurden. Er war einer meiner aufrichtigsten und freundlichsten Mentoren. Das Programm, das Vera und ich spielen werden, umfasst einige seiner Lieblingsstücke, darunter Sonaten von Franck und Brahms und Ravels «Tzigane».

Karten sind hier und hier erhältlich

MÄZENATENTUM

Topic Press allg Gwendolyn Masin

Ich möchte die Gemeinschaft, das Verständnis und die Offenheit unter den Musikliebhabern überall fördern. Meine Arbeit ist darauf ausgerichtet, dies zu fördern, und Ihr Beitrag gibt dem Ganzen noch mehr Sinn und Dimension.

Ihre Unterstützung gibt mir Mut und Motivation, weiterzumachen, nie mit dem Forschen aufzuhören, der ewige Schüler zu bleiben und zu teilen, zu teilen, zu teilen. DANKE!

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GAIA Musikfestival

4. – 8. Mai 2022

NCH International Master Course

2. – 7. August 2022